Liebe Leserinnen und Leser,

die Festtagszeit rückt näher! Alle von uns freuen sich auf gemütliche Zusammenkünfte mit ihrer Familie und ihren Liebsten. Wieder ist ein Jahr vorüber – und was für ein Jahr!

Der 2014 begonnene Anbau des FCI-Büros in Thuin wurde am 20. März 2015 eingeweiht. Bei dieser Gelegenheit wurde der Stadt Thuin die Skulptur eines belgischen Schäferhunds des belgischen Künstlers Luc Deblick gestiftet. Damit sollte die Stadt geehrt werden, die seit 1954 den Sitz der FCI beherbergt und 2011 zur Welthundehauptstadt ernannt wurde.

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Rafael de Santiago
FCI-Präsident
Was gibt’s Neues zwischen Hund und Mensch?
Mensch-Hund-Interaktion wissenschaftlich betrachtet

Kein anderes Haustier genießt im Moment so massiv die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern wie der Hund. Dabei konzentriert sich die Forschung besonders auf die beiden großen Bereiche „Lernen, Kognition und Intelligenz von Hunden“ und „Interaktion und Bindung zwischen Hund und Mensch“. Im Folgenden sollen einige der neueren Forschungsergebnisse zum Thema „Interaktion und Bindung“ vorgestellt werden.

Es interessiert nicht nur Hundehalter, was ihr Hund von ihnen denkt und ob er sie mag – auch für Wissenschaftler ist es ein spannendes Thema. Beruht die „Liebe“ auf Gegenseitigkeit, das heißt ist ein Hund genauso interessiert daran, eine enge Beziehung zu einem Menschen zu knüpfen wie ein Mensch sie zu einem Hund knüpft? Oder ist es eher menschliches Wunschdenken, dass uns unsere Hunde „lieben“? Und wenn die Bindung zum Menschen für Hunde wichtig ist – aus welchem Grund? Weil wir sie mit Futter und einem trocknen Platz zum Schlafen versorgen – oder steckt mehr dahinter?

Aufbau und Veränderungen von Beziehungen (Englisch: attachment) zwischen Menschen wurden seit den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts intensiv erforscht. Die daraus entstandene Bindungstheorie, entwickelt von Bowlby, Robertson und Ainsworth, geht davon aus, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, enge Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und dass sie aus diesen engen Bindungen heraus die Sicherheit gewinnen, um z.B. die Welt zu erkunden. Eine zu große Distanz zur Bindungsperson löst besonders bei Kleinkindern Stress aus. Kinder, die in einer „sicheren Bindung“ aufwachsen, sind im späteren Lebern sozial kompetenter, phantasievoller, stresstoleranter, konzentrationsfähiger und insgesamt selbstsicherer als Kinder, denen diese sichere Bindung fehlte. Man bezeichnet dies auch als „secure-base“ oder „safe-haven“ Effekt.

James Serpell, ein amerikanischer Verhaltensforscher, bezeichnet das Verhältnis zwischen Hund und Mensch als ein asymmetrisches, auf Abhängigkeit basierendes Verhältnis, welches dem zwischen Eltern und Kleinkindern ähnelt. Auf der Grundlage dieser Annahme haben Gacsi und ihre Kollegen aus der ethologischen Forschungsgruppe der Universität Budapest vor einigen Jahren angefangen, Hunde und ihre Besitzer in einem simplen Test zu beobachten. Sie beobachteten die Verhalten der Hunde und maßen deren Herzrate während zweier Begegnungen mit einer bedrohlichen fremden Person: einmal war der Hund alleine im Raum und beim andern Mal war der Besitzer anwesend. Als Reaktion auf den bedrohlichen Fremden zeigten alle Hunde einen beschleunigten Puls und (individuell unterschiedlich moduliertes) Stressverhalten. In Anwesenheit des Besitzers war diese Reaktion allerdings deutlich weniger intensiv, als wenn der Hund alleine war. Eine Rolle spielte auch die Reihenfolge der Ereignisse. In der einen Gruppe standen die Hunde dem Fremden zunächst alleine gegenüber und dann erfolgte die Begegnung in Anwesenheit des Besitzers; in der anderen Gruppe war es genau umgekehrt.
Wenn der Hund dem bedrohlichen Fremden zuerst alleine gegenüberstand und ihm danach noch einmal in Anwesenheit des Besitzers begegnete, zeigten Herzschlag und Verhalten zwar eine unterschiedliche Intensität (die Anwesenheit des Besitzers gab Sicherheit) – nichtsdestotrotz zeigten die Hunde auch bei Anwesenheit des Besitzers eine erkennbare Zunahme bei Herzrate und Stressverhalten. Wenn der Hund dem Fremden zunächst in Anwesenheit des Besitzers und danach alleine begegnete, blieben Stressverhalten und Puls jeweils deutlich niedriger. Dies wurde von den Forschern mit einem Lerneffekt erklärt: der Besitzer hat eine Art Pufferfunktion, die es dem Hund ermöglicht, einem wiederkehrenden Stressor auch in Abwesenheit des Besitzers entspannter zu begegnen. Interessant war in allen Fällen, dass die Besitzer passiv blieben, das heißt sie waren „einfach nur da“ und haben sich nicht explizit mit dem Hund beschäftigt.

Das generelle Fazit der Forscher aus solchen und anderen, ähnlichen Experimenten ist, dass im Verhältnis „Hund-Besitzer“ analoge Effekte auftreten wie im Verhältnis „Eltern-Kind“: der „secure-base effect“ existiert auch beim Hund (Gacsi et al., 2013). Zu einem gleichen Ergebnis sind auch Horn und Kollegen 2013 gekommen, als sie Hunde in Problemsituationen mit unterschiedlichen menschlichen Probanden testeten. In Anwesenheit des Besitzers versuchten die Hunde, länger und aktiver ihre Aufgabe zu lösen, als wenn eine unbekannte Person anwesend war.

Wie ist es dazu gekommen? Die Ur-Wölfe in grauer Vorzeit haben sicherlich nicht aktiv nach einem „safe-haven“ gesucht und sich nur deshalb den Menschen anschlossen. „Sicherheit“ im weitesten Sinne hat allerdings eine Rolle für die Entwicklung dieses auf der Erde einzigartigen Zusammenlebens zwischen Tier und Mensch gespielt. Nach Coppinger & Coppinger und anderen Forschern haben sich Ur-Wölfe in der späteren Steinzeit näher an menschliche Behausungen heran gewagt, weil sie dort Nahrung und Schutz vor Feinden fanden. Im Laufe weniger Generationen wurde daraus eine Symbiose, bei der jeder für den anderen von Nutzen war. Die Ur-Wölfe wurden immer weniger scheu im Kontakt mit Menschen und wurden langsam aber sicher zu Ur-Hunden. Spätestens im Neolithicum (ca. 13000 BC) hatten sie sich anatomisch soweit vom Wolf entfernt, dass man sie seitdem als Haushunde bezeichnet (Drake et al., 2015).

Bestimmte Eigenschaften der Ur-Wölfe wie z.B. ihre Kooperationsbereitschaft und ihre Toleranz gegenüber (auch unfreundlichen) Artgenossen haben eine derartige Entwicklung begünstigt. Range und Kollegen (2015) sehen es denn auch nicht so, dass sich Toleranz und Kooperationsbereitschaft erst während der Domestikation entwickelten sondern sehen es tatsächlich als einen entscheidenden Faktor, zusammen mit einem differenzierten intraspezifischen Sozialverhalten, für die Entstehung unseres heutigen Haushundes. Andere Elemente wie z.B. das Nutzen menschlicher Zeigegesten und die Fähigkeit, menschliches Ausdrucksverhalten „lesen zu können“, scheinen eher ein Effekt denn die Grundlage der Domestikation gewesen zu sein.
Hunde besitzen eine große Bereitschaft, auf menschliche Gesten zu achten. Dies ist grundsätzlich nicht verwunderlich, denn das Achten auf die Signale eines Sozialpartners ist ein MUST für ein entspanntes Miteinander innerhalb der sozialen Gruppe. Oder für das erfolgreiche Lösen von Aufgaben wie z.B. dem Erbeuten eines größeren und wehrhaften Beutetieres. Im Laufe des Zusammenlebens mit Menschen – als Folge der Domestikation - haben Hunde diese Fähigkeiten dann auf Menschen ausgedehnt und gelernt, die Signale von Menschen für den eigenen Vorteil zu nutzen. Hunde suchen Augenkontakt mit Menschen intensiver und reagieren auf Kopfnicken oder Zeigegesten besser als Wölfe, wie zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre gezeigt haben (zusammengefasst z.B. von D’Aniello et al., 2015). Allerdings nur, solange es nicht um Futter geht. Kommt Futter ins Spiel nutzen an Menschen sozialisierte Wölfe deren Zeigegesten besser als Hunde dies tun. Beim Hund scheint der Grad der Sozialisation an Menschen allerdings auch eine wichtige Rolle bei dieser Form der Kooperation zu spielen, wie Lazarowski & Dorman (2015) kürzlich zeigten. Sie vergleichen Hunde eine Laborhundpopulation (wenig Menschenkontakte) mit privat gehaltenen Hunden. Die privat gehaltenen Hunde schnitten bei Zeigegestenversuchen deutlich besser ab als die Laborhunde.

Wie intensiv Gesten oder andere Signale in unbekannten Situationen oder bei unbekannten Aufgaben genutzt werden, hängt aber auch, ebenso wie die generelle Aufmerksamkeit gegenüber dem Besitzer, vom Trainingszustand der Hunde ab. Intensiv trainierte Hunde (VPG, Agility, Rettungshundearbeit etc.) gucken bei „normalen“ Spaziergängen den Besitzer häufiger an als ihre untrainierten Kollegen dies tun. Werden die trainierten Hunde aber mit Problemen konfrontiert (Suchaufgaben, Umwege-Aufgaben oder andere Problemstellungen), beschäftigen sie sich aktiver und intensiver selbständig mit der Problemlösung und sind dabei auch erfolgreicher als nicht-trainierte Hunde. Die nicht-trainierten Hunde suchten häufiger den Kontakt zum Besitzer, quasi als Rückversicherung, während die intensiv trainierten selbständiger an ihrer Problemlösung arbeiteten. Im sogenannten „Unmöglichkeits-Paradigma“ (impossible task paradigm; Miklosi et al., 2003; Marschall-Pescini et al., 2009, D’Aniello, 2015) lief es dann aber wieder anders herum. Bei diesem Experiment lernten die Hunde zunächst, Futter aus einer Box zu holen. Danach wurde die Box so platziert, dass die Hunde sie zwar sehen aber nicht erreichen konnten. Das heißt, ihre zuvor gelernten Problemlösungsstrategien waren nutzlos. Intensiv trainierte Hunde suchten bei dieser sehr frustrierenden Erfahrung intensiver Blickkontakt mit dem Besitzer und hielten ihn auch länger, als untrainierte Hunde.

Aber jede Medaille hat zwei Seiten. So positiv es grundsätzlich im Hinblick auf erfolgreiches Training ist wenn der Hund den Menschen häufig anguckt und Signale des Menschen für die eigene Arbeit nutzt... so sehr birgt dies natürlich auch das Risiko von Fehlern in der feineren Arbeit. Lit und Kollegen konnten 2011 zeigen, dass der sogenannte „Clever-Hans-Effect“ bei der Arbeit mit Drogen- und Sprengstoffspürhunden nicht zu unterschätzen ist. Das Wissen oder Nicht-Wissen des Hundeführers über das Vorhandensein von Geruchsstoffen im Suchgebiet hatte einen großen Einfluss auf die „Arbeitsleistung“ der jeweiligen Hunde.

Den Clever-Hans-Effect im Training zu kontrollieren und möglichst klein zu halten ist sicher eine der großen Herausforderungen im Hundetraining. Hunde sind prädestiniert für die Zusammenarbeit mit Menschen aufgrund der zuvor erwähnten Kooperationsbereitschaft und Toleranz. Bräuer und Kollegen (2013) konnten zeigen, dass Hunde motiviert sind, Menschen bei schwierigen Aufgaben wie z.B. dem Öffnen einer Tür zu helfen – im Rahmen ihrer anatomischen Möglichkeiten natürlich. Der Mensch versuchte mehrmals vergeblich, an einen Schlüssel zum Öffnen einer Tür zu gelangen. Der Hund konnte die Tür einfach öffnen, indem er mit der Nase auf einen Knopf drückte. Die Hunde „halfen“ den Menschen entweder, wenn der Mensch direkt auf diesen Knopf zeigte oder wenn der Mensch etwas „hilflos“ zwischen Tür und Schlüsselversteck hin und her guckte und den Hund dabei ansprach. Die Identität der „verzweifelten“ Person spielte dabei keine ausschlaggebende Rolle. Die Hunde halfen ihrem Besitzer genauso wie einem unbekannten Experimentator.

Dass Hunde ihr Verhalten mit dem eines hündischen Kollegen koordinieren können um eine gemeinsame Aufgabe zu lösen, und wenn nötig auch warten, bis der Partner fertig ist, ist schon länger bekannt. Ostojic und Clayton (2014) konnten in einem simplen „Seiltrickexperiment“ zeigen, dass diese Kooperationsbereitschaft auch gegenüber einem Menschen gezeigt wird. Futter war aus einem Kasten nur dann heraus zu bekommen, wenn zwei Individuen zusammen arbeiteten und beide gleichzeitig an „ihrem“ Seil zogen. Der Hund musste dazu noch warten, bis der menschliche Partner sein Seil „sortiert“ hatte. Kein Individuum konnte die Aufgabe alleine lösen, denn die Seile waren zu weit auseinander, als dass ein Hund beide zusammen hätte in die Schnauze nehmen können, um daran zu ziehen. In dem Seiltrick-Experiment arbeiteten die Hunde erfolgreich mit einem ihnen unbekannten Experimentator zusammen. Wenn man Hunden allerdings mehrere Aufgaben/Probleme nacheinander stellte und dazu jeweils unterschiedliche menschliche Partner anbot, zeigten die Hunde eine klare Präferenz: am liebsten arbeiteten sie mit ihrem Besitzer zusammen (Kerepesi et al., 2015).

Eingangs wurde die Frage gestellt, ob die „Liebe“ zwischen Hund und Mensch auf Gegenseitigkeit beruht, ob die Bindung zum Menschen für Hunde wichtig ist, und wenn ja, warum. Wie die vorherigen Absätze gezeigt haben, scheinen Menschen für Hunde tatsächlich eine wichtige Rolle als Sozialpartner bzw. Bindungspartner zu spielen und das nicht nur, weil der Mensch der Dosenöffner ist. Wenn dem so wäre, müssten Hunde ja mit jedem fremden Menschen perfekt kooperieren, der ihnen nur einmal gezeigt hat, dass es sich lohnt indem er ihnen ein Stück Futter unter die Nase hält. Grade die Untersuchungen von Kerepesi und Kollegen haben gezeigt, dass dem nicht so ist. Wie Menschen auch, haben Hunde bevorzugte Bindungspartner – und die haben, zumindest bei einer Einzelhundehaltung, eher zwei Beine als vier. Ob Hunde in einem Mehrhundehaushalt einen hündischen Bindungspartner einem menschlichen tatsächlich vorziehen würden, wurde noch nicht untersucht.
In einem hundespezifisch abgewandelten „klassischen Eifersuchtstest für sechs Monate alte Kinder“ zeigten Hunde analoge Reaktionen gegenüber dem „Fehlverhalten“ ihrer Besitzer, wie Kinder sie gegenüber ihren Eltern zeigten (Harris & Prouvost, 2014). Die Besitzer konnten sich in diesem Test intensiv mit einem Buch, einem ausgehöhlten Kürbis oder einem großen Stoffhund beschäftigen. Die Hunde zeigten je nach Objekt der Beschäftigung signifikante Unterschiede im Verhalten: die Beschäftigung mit dem Stoffhund löste stärkere Erregung, Wegschieben/Wegdrängeln des Objektes, Drohverhalten gegen das Objekt und z.B. auch Schnappen gegen das Objekt aus, als die Beschäftigung mit dem Kürbis oder dem Buch. Die Forscher diskutieren, dass Eifersucht ein Entwicklungsgeschichtlich altes Gefühl ist, welches zumindest bei sozialen Tieren einen großen biologischen Nutzen hat. Dementsprechend findet man es im Tierreich bei verschiedenen Spezies. Der Hund ist aber die einzige Tierart, deren Individuen Eifersucht erkennbar und differenziert im Bezug auf Mitglieder einer anderen Spezies (dem Menschen) zeigen. Die Forscher sehen dies als ein Indiz für eine enge emotionale Bindung zwischen Hund und Mensch, die bidirektional ausgeprägt ist; ... und als ein weiteres Indiz für die hohen sozial-kognitiven Fähigkeiten des Hundes.

Im Zusammenhang mit bidirektionalen Bindungen und Emotionen ist es sicher auch interessant, einmal das andere Ende der Leine zu betrachten. Genau dies haben Stoeckel und Kollegen (2014) gemacht, als sie sich Aktivitätsmuster von menschlichen Gehirnen in fMRI-Scans ansahen. Die Probanden waren Mütter, die mindestens ein Kind und mindestens einen Hund hatten. Den Frauen wurden Bilder vom eigenen und einem fremden Kind, sowie vom eigenen und einem fremden Hund präsentiert. Die Bereiche im Gehirn, die für Emotionsbildung, Erkennen von Belohnungen, Freundschaft und soziale Kognition zuständig sind, sind gut bekannt. In dem Experiment wurde untersucht, ob in diesen Bereichen unterschiedliche Aktivitäten messbar sein würden, je nachdem welches Foto betrachtet wurde. Dem war tatsächlich so. Nicht nur, dass das Betrachten von unbekannten Kindern oder unbekannten Hunden die Mütter mehr oder weniger „emotional kalt“ ließ... der Anblick der eigenen Hunde löste analoge und nur in der Intensität leicht niedrigere Emotionen und Erregungsvorgänge aus wie der Anblick der eigenen Kinder.

Es scheint also so zu sein, dass die „Liebe“ zwischen Hund und Mensch auf Gegenseitigkeit beruht. Allerdings tut man sich noch etwas schwer damit, dies konkret im Ausmaß zu messen und zu benennen. Rehn und Kollegen hatten dies 2014 versucht. Sie evaluierten zum einen anhand eines standardisierten Fragebogens, wie intensiv die emotionale Bindung des Besitzers zu seinem Hund war. Zum anderen untersuchten sie die Intensität der Bindung von Seiten des Hundes, indem sie dessen Verhalten bei Trennung und Wiedervereinigung mit dem Besitzer betrachteten. Während der Trennungsphase wurde der Hund zudem mit einer fremden Person konfrontiert. Anhand ihrer Ergebnisse schlussfolgerten die Forscher, dass die Intensität der emotionalen Bindung von Seiten des Menschen nicht kausal mit einer starken Bindung von Seiten des Hundes zusammen hängt. Da sie ihre Studie aber nur mit 22 Hund-Besitzer-Teams durchführten sagten die Forscher selber, das mehr Studien mit mehr Probanden nötig sind, und dass differenzierter analysiert werden muss, was generell im Zusammenleben zwischen Hund und Halter passiert, wie der Alltag strukturiert ist etc.. Von Payne und Kollegen (2015) wurde parallel darauf hingewiesen, dass menschliche Eigenschaften wie Bindungsbereitschaft, Freundlichkeit und eine generelle positive Einstellung zu Hunden eine wichtige Rolle im Bezug auf die Bindung bzw. auf die Emotionen haben die der Hund seinem Besitzer entgegen bringt.

Interessant ist auch eine Untersuchung, ob die Art der freundlichen Interaktion mit einem Menschen für den Hund eine Rolle spielen könnte. Das Verhalten von Hunden wurde von Feuerbach und Wynne (2015) in zwei verschiedenen Interaktionen betrachtet: zum einen kam von den Menschen eine freundliche Ansprache ohne Körperkontakt und zum anderen wurden die Hunde von ihnen wortlos intensiv gestreichelt. Bei den Menschen handelte es sich dabei entweder um die Besitzer oder um Fremde; zudem wurden neben privat gehaltenen Hunden auch Tierheimhunde ohne Bindungspartner betrachtet und es wurde den Hunden direkt die Wahl gelassen sich für eine der beiden Interaktionsarten zu entscheiden. Alle Hunde, auch die Tierheimhunde, bevorzugten jeweils klar das Streicheln gegenüber der freundlichen Ansprache. Es schien für das Streicheln auch keine Sättigung zu geben. Auch bei einer fremden Person blieben die Hunde über die kompletten fünf Minuten, die jede Situation dauerte, in der Interaktion, während sie bei der reinen Ansprache schnell das Interesse verloren und weggingen.

Dies war ein kurzer Überblick über einige der neueren Forschungsergebnisse zum Thema Interaktion und Bindung zwischen Hund und Mensch. Das Thema ist sicher noch nicht „ausgeforscht“ und es bleibt spannend, was in den nächsten Jahren noch an Erkenntnissen und Wissen dazu kommen wird. Auf der anderen Seite reichen solche Ergebnisse aber sicher jedem Hundebesitzer um das bestätigt zu bekommen, was er/sie eigentlich schon immer wusste: Hunde sind eine Bereicherung für unser Leben und wenn wir es richtig anstellen, sind wir auch eine Bereicherung für ihres. Oder, um es mit den Worten von Udell und Wynne (2008) zu sagen: „vielleicht sollten wir auch mal aufhören uns Gedanken zu machen und unsere Hunde einfach lieben“.

Dr. Barbara Schöning